SABA Schwarzwald W

- Instandsetzung -

Schaltungsprinzip ............ 9-Röhren-Superheterodyne
Hersteller........................... SABA Villingen (Schwer und Söhne GmbH)
Herstelljahr ....................... 1951 - 52
Seriennummer ................ 295720 (Herbst 1951)
Anzahl Kreise .................... 8 Kreis(e) AM / 9 Kreise FM
Wellenbereiche ............... 750 - 2000 m (LW), 186 - 590 m (MW), 16 - 52 m (KW), UKW 87 - 100 MHz
Ausstattung ...................... Klangfarbenregler, MHG-Schaltung für AM Bandbreitenregelung, 9 kHz-Sperre, Abstimmanzeige "Magischer Fächer", NF-Trafogegenkopplung.
Spannungsversorgung .. Wechselstrom 110, 125, 240 Volt
Leistungsaufnahme ........ ca 50 Watt
Abmessungen (BxHxT) ... 51x36x22 cm
Gewicht ...... 15 kg
damaliger Preis incl. Röhren 398,-DM (Holzgehäuse)
Röhren ............................. ECH42, EF41, EF42, EF42, EM71, EBC41, EB41, EL41, B250C100L
ähnliche Typen ............... SABA Baden-Baden W, SABA Schwarzwald W Export

Rundfunkjahr 1951

Der European Broadcasting Convention (Kopenhagener Wellenplan v. 15.9.1948) traten die deutschen Zonen (Gründung der Bundesrepublik Deutschland Frühjahr 1949) nicht bei und fühlten sich bei der Zuteilung "ultrakurz" behandelt. Auf den Mittelwellen sollten sich die Besatzungszonen jeweils zwei Frequenzen mit anderen Fernsendern teilen. Eine Langwellenfrequenz wurde nicht zugeteilt. Unter diesen Umständen war ein störungsfreier Mittelwellenempfang kaum mehr möglich. Vergleich man die Mittelwellenskalen der Jahre 1951 und 1952 wird man große Unterschiede feststellen. In den Zonen tauchen MW-Regionalsender wie der NWDR, WDR und der SWF auf wechselnden Frequenzen auf. Die Langwellenskala ist sehr übersichtlich. Ab 1950 wurde der Ausbau der Infrastruktur für den UKW-Sendebetrieb verstärkt und auch die wiedererstandene Rundfunkindustrie lieferte erste Empfänger mit UKW-Nachrüstung. Die FM-Skala reichte nur bis 100 MHz.

SABA legte in dieser Zeit die erste "Heimatserie" an Geräten mit Städte- und Landschaftsnamen auf. Mit dem Slogan "UKW-Empfang an jeder Antenne" wird 1951 das Wechselstromgerät mit dem Namen "Schwarzwald" in einem Kundenprospekt beworben. Die Prospektabbildung zeigt, wie Radios dieser Zeit gesehen werden sollten: Als geschmackvoller Teil der gehobenen Inneneinrichtung mit einer gewissen Wertigkeit als Statusobjekt. Die Farbigkeit - dunkelbraun, schwarz, beige und Messinggold - entspricht durchaus noch den Vorkriegsfarben. Die Zeichnung des Gehäuses setzt sich aber vom ambitionierten SABA-Design der 30er und 40er Jahre ab, und sucht einen neuen, nüchternen Stil zu finden - analog zum Möbelbau der frühen Fünfziger Jahre. Das wohlproportionierte Gehäuse empfindet man auch heute als sachlich und unaufdringlich.
Die Mehrzahl der Geräte hatte in diesem Jahr bereits einen UKW-Vorsatz fest ab Werk eingebaut.

SABA Katalog 1951Abb. 1 "15-Kreis-Hochleistungssuper" - Abbildung aus dem Katalog Heimatserie von 1951/52

Nach dem Datumsaufdruck auf einzelnen Komponenten stammt das Gerät aus dem Jahr 1951.

Erste Durchsicht des Geräts - Befund

Es handelt sich um ein gut erhaltenes, fast komplettes Gerät mit intaktem Gehäuse im Auslieferungszustand. Es fehlt ein Front-Drehknopf sowie die beiden Sockelleisten. Die Lackierung hat feine Risse, die umlaufenden Messingleisten sind braun korrodiert. Die Skala ist gut erhalten. Alle Schalter und Antriebe sind frei beweglich, der Lautstärkeregler findet jedoch keinen Endanschlag. Netzschnur und Originalsicherung sind intakt. An der Unterseite ist an der Innenseite der Bodenplatte der Originalschaltplan angeheftet. An der Unterseite des Chassis sind keine Eingriffe feststellbar.

Bedienhinweise

Lautstärke mit kombiniertem Ein-/Aus-Schalter links (Ziehen=Einschalten), rechts kombinierter Bandbreiten-/Tonregler in 5 Stufen, rechte Seite Abstimmung und fünfstufiger Wellenschalter.

Antenne

Im Schwarzwald W war noch kein interner UKW-Dipol eingebaut. Er läßt sich jedoch mit wenig Aufwand nachrüsten. Die Dipol-Anordnung aus dem Meersburg W wurde übernommen.

Senderabstimmung

Die Abstimmung ist mechanisch aufwendig als Schwungradantrieb mit Untersetzung von Reibrad auf Winkelhebel umgesetzt. Die Endstellungen lassen sich einstellen. Diese Drehko-Konstruktion ist bereits Ende der 30er Jahre entwickelt und unverändert übernommen worden. Sie findet sich auch in den anderen Typen dieser Gerätegeneration wieder und bildet die Basis für die Einknopf-Abstimmung von AM und FM ohne Umschaltung. Nachteil: Sender müssen nach Umschaltung auf anderen Wellenbereich neu eingestellt werden. Die neu eingeführte FM-Skala ist weder in MHz geeicht noch mit Sendernamen beschriftet. Sie ist lediglich linear von 0 ... 100 aufgeteilt.

Chassis



Dieses Gerät aus der frühen Nachkriegsproduktion verfügt noch über den SABA-typischen Netzanschluß, der das Gerät beim Abnehmen der Rückwand vom Netz trennt. Anstelle der Gleichrichterröhre ist eine Selen-Brücke für die Gleichrichtung über dem Trafo montiert, für die Siebung setzt SABA bei diesem Gerät eine Drossel ein.

Einzelne Blechteile des Chassis sind identisch mit Vorkriegsteilen. Gegenüber den Mittelklasse-Vorkriegsmodellen mit ihren aufwendigen mechanischen Lösungen zeigt dieses SABA-Gerät den Trend zu schlichteren und kostengünstigeren Lösungen. Die großen HF-Spulenkörper der Vorkriegszeit mit ihren integrierten Schaltgruppen wurden aufgegeben. Der Wellenschalter ist weniger hochwertig (Pertinax statt Amenit) mit Federkontaktscheiben ausgeführt und wird noch traditionell über eine zur Seite herausgeführte Achse bewegt. Die ersten Geräte mit Tastensatz kommen bei SABA bereits 1952 - zeitgleich mit diesem Gerät - auf. Der dynamische Lautsprecher mit Permanentmagnet ersetzt die gewichigen Ausführungen mit Feldspulen und läßt um 100 Volt niedrigere Sekundärspannungen zu. Obwohl 8 Röhren verbaut sind, liegt die Gesamtleistungsaufnahme bei den neuen Loktal- bzw. Novalröhren bei ca. 50 Watt.

SABA Schwarzwald W Chassis Vorderseite

Abb. 2 Chassisvorderseite im Originalzustand

SABA Schwarzwald W Chassis

Abb. 3 Chassisrückseite im Originalzustand

Bekannte Fehler

SABA weist in den "Besonderen Reparaturhinweisen" auf einige bekannte Mängel bei den ersten Typen der Heimat-Serie hin (neben Schwarzwald W auch W-Modelle von Lindau, Bodensee und Konstanz).
Darunter gehören die in den betreffenden UKW-Vorsatzgerätetypen eingebauten keramischen 5nF-Kondensatoren (Bestnr. 1406 und 1407), die keine ausreichende Spannungsfestigkeit aufwiesen. Die UKW-Box dieses Schwarzwald W enthält jedoch die bewährten hochwertigen Siemens Sikatrop Kondensatoren, die auch heute keine Probleme machen sollten.
Mögliche Mikrofonieeffekte können beim Schwarzwald W nicht ausgeschlossen werden, da der Drehko nur an einer von drei Lagerstellen in Gummipuffer gelagert ist. Die beiden festen Schraubverbindungen lassen sich jedoch mit Pufferzwischenlagen aus Gummi nachträglich ausstatten (Dies scheint beim Baden-Baden W bereits werkseitig geschehen zu sein). Zusätzlich ist das Chassis und der Lautsprecher durch Gummipuffer vom Gehäuse entkoppelt.
Floating beim UKW-Oszillator konnte durch Verschmutzung des betreffenden Trimmers in der UKW-Box verursacht sein - einfache Reinigung des Rohrtrimmers sollte das beheben.

Revisionsarbeiten

Für die Revisionsarbeiten an der Unterseite baut man die Lampenhalter und die Skala samt Lichtschirm am besten aus, damit man besseren Zugang zum gedrängten Aufbau erhält. Zum Austausch einiger Kondensatoren muss die Anzeigeröhre samt Fassung abgeschraubt und beiseite gelegt werden. Beim Austausch von Teilen muß sorgfältig darauf geachtet werden, daß keine Kurzschlüsse an den nahe beieinander liegenden Kontakten erzeugt und keine Zuleitungen beim Löten übersehen werden. Statt Auszulöten lieber die Drähte abknipsen. An den Teilen ziehen gefährdet die Lötösen, da die Zuleitungen vor dem Löten umgebogen wurden.

SABA Schwarzwald W Chassis Unterseite

Abb. 4 Chassisunterseite

Die von SABA verwendeten Kondensatoren aus eigener Produktion und aus Fremdbezug sind zu Vorkriegszeiten meist nur mit dem hauseigenen Code (Bestellnummer) versehen. Die Nachkriegsproduktion ist dagegen transparent bedruckt mit Hersteller, Kapazitätswert, Spannungen, Güteklasse, Produktionsjahr, Bestellnummer. In der Ersatzteilliste zur Type 920-860c "Schwarzwald W", SABA-Werke, 1951 findet man weitere Details.

In der folgenden Aufstellung sind die Teile aufgeführt, die in der Revision des Chassis überarbeitet, ausgetauscht oder ergänzt werden mußten. Die SABA-Bestellnummer mit Bezeichnung und Wertangaben und die Wartungsmaßnahme sind aufgeführt.

Nr.Bestnum. Bezeichnung KomponenteWert / EinheitErsatz
18 840-248 Potentiometer RUWID, 0,3+1MOhm m. 2-pol. NetzschalterPoti und Schalter gangbar gemacht
48 1405-13 Papierkondensator SABA 0,5 μF, 500V-defekt, ersetzt
49 1405-13 Papierkondensator SABA 0,5 μF, 500V-defekt, ersetzt
50 1404-7 Papierkondensator 2 x 5 nF, 500V~ Kl. Sentfernt
51 1402-3 Papierkondensator 0,01 uF, 500V- (1951)defekt, ersetzt
52 1402-8 Papierkondensator SABA 0,01 μF, 500V- (1951)defekt, ersetzt
53 1402-9 Papierkondensator 0,025 μF, 500V- (1951)defekt, ersetzt
54 1401-11 Papierkondensator SABA 100 nF 250V-defekt, ersetzt
55 1401-78 Papierkondensator SABA 2x 100 nF 250V-defekt, ersetzt
56 1402-10 Papierkondensator SABA 50 nF 500V- Kl. 3defekt, ersetzt
57 1402-10 Papierkondensator SABA 50 nF 500V- Kl. 3defekt, ersetzt
58 1402-71 Papierkondensator SAF 0,02 μF 250 V- defekt, ersetzt
59 1404-41 Papierkondensator SABA 3300 pF 500 V~ 5% defekt, ersetzt
60 1402-10 Papierkondensator SABA 50 nF 20% 3defekt, ersetzt
61 1402-9 Papierkondensator SABA 0,025 nF 500V- defekt, ersetzt
62 1402-9 Papierkondensator SABA 0,025 nF 500V- defekt, ersetzt
63 1403-6 Papierkondensator SABA 5000 pF 500V- defekt, ersetzt
65 1480-2 Elyt-Kondensator SKJ 10 μF, 12/15 V- (1551)defekt, ersetzt
71 980-164 Ratio-Elko 5 μF, 100/110 V- (1951)defekt, ersetzt 4,7 uF 200V-, 105°
72 1480-9 Elko SKJ 100 μF, 12/15 V-defekt, ers. d. 100 uF/35 V-
73 920-320 Elektrolyt-Kondensator Siemens 4 μF, 350/385V-defekt, ersetzt 4,7 uF, 450 V- 85°
77 830/80 Elektrolyt-Kondensator 4 μF, 250 V-defekt, ersetzt
96 930 U 65 Gehäuse Sockelleistenfehlend, ergänzt
97 580/111 Skalenlampe 6,3V~, 300 mASoffitte defekt, ersetzt
98 920 U 66 Bedienknopf WellenschalterMuffe angepasst
99 840 U 78 Bedienknopf Frontfehlend, ergänzt

Sämtliche Elektrolytkondensatoren mit Teerverguß waren völlig ausgetrocknet. Beim Trocknungsprozeß wurden die Teerpropfen nach außen gedrückt. Die Wickel der Papier-Rollkondensatoren zeigten keine äußerlichen Defekte, die Teerisolierung war aber ebenfalls nicht dicht. Es wurden daher alle Papierkondensatoren, die an höheren Spannungen hängen, vorsorglich vor der Inbetriebnahme ausgetauscht. Die Röhrchen haben ausreichend Platz, um einen modernen Axialkondensator aufzunehmen.
Ersatz für die Originalsoffitten läßt sich nur aus Raubbau gewinnen. Stattdessen kann man 6V/300 mA Kugelbirnchen mit Vorwiderstand an der Fassung anbringen. Durch die Skala betrachtet ist kein Unterschied festzustellen.

Schaltung

Für dieses Gerät gilt der entsprechende Schaltplan 920-860c aus 1951.

SABA Schwarzwald W schematics

Abb. 5 Original-Schaltplan SABA Schwarzwald W 920-860c

Das 10,7 MHz-ZF-Signal steht am Ausgangsfilter an und gelangt über den Wellenschalter an die Pentode der ECH42. In Stellung UKW wirkt die Röhre nur als Verstärker und versorgt das erste ZF-Filter. Da der Vorsatz keine eigene ZF-Verstärkung hat, kommen Filter für beide ZF-Frequenzen zum Einsatz. Die Demodulation erfolgt bei diesem Gerät zweigleisig, jeweils getrennt für den AM- bzw. FM-Pfad über zwei getrennte Dioden EB41 und EBC41. Das UKW-Audiosignal wird aus einem symmetrischen Ratiodetektor gewonnen, die Regelspannung liegt an den Meßbuchsen x,y an. Der Entwicklungsstand für den UKW-Empfang war noch nicht soweit, Amplitudenschwankungen und das Beschneiden der Seitenbänder bei großen Frequenzwechseln (FM-Hub) vor der Demodulation zu neutralisieren. Die sog. Begrenzerschaltungen in ZF-Gruppe oder Ratiofilter kamen erst um 1953 auf (vgl. KNOLL, 2005, RUDOLPH, 2019, sowie den fortgeschrittenen Ratiodetektor bei der SABA W III-Generation).

UKW-Vorsatz

Der Typ 963 U 50 ist werksseitig eingebaut, ein Aufdruck am Verbindungsblech zum Drehko "Einbau Tom Schmidt" läßt einen annehmen, daß SABA den Einbau von Vorsätzen fremd vergeben hat.
Das Vorsatzgerät arbeitet noch mit den beiden Loktalröhren EF42 als UKW-Vorverstärker und selbstschwingender Mischstufe. Die Abstimmung erfolgt mit einem 3-fach-Variometer über die Vor-, Zwischenkreis- und Oszillatorspulen. Der Oszillator ist als kapazitive Dreipunktschaltung realisiert. In der zweiten EF42 erfolgt eine additive Mischung der HF und der Zwischenfrequenz. Diese Standardschaltung war wegweisend für die Weiterentwicklung mit der Triode EC92 in 1953 und für den Tunerbau vieler Hersteller mit der rauschärmeren Doppeltriode ECC85. Es existiert eine detaillierte Schaltungsbeschreibung zum ähnlichen Typ Nr. 5103 U70 von H.M. Knoll.



Abb. 6 SABA Schwarzwald W UKW Box geöffnet. Bei diesem frühen Exemplar sind teilweise hochwertige Siemens Sikatrop-Kondensatoren gemischt mit Papierkondensatoren eingebaut.

Mehrwege-Hochfrequenz-Gegenkopplung (MHG)

Neu ist mit einer 3-stufigen Tonblende gekoppelte MHG-Schaltung mit 2 wählbaren AM-Filterkennlinien. Sie löst die mechanisch realisierte Vorkriegstechnik des stufenlos regelbaren Dreibandfilters ab. Beide Regelschaltungen sind von E. Leuthold entwickelt worden.

Röhren und Halbleiter

Gemischter Satz Rimlock- (ECH42, EF41, EBC41, EL41) und Noval-Röhren (EF80, EF80), Anzeigeröhre EM71, Selen-Gleichrichter B250C100
Für Revisionsarbeiten erleichtert der Röhrenplan von der Chassisunterseite das Auffinden der Beschaltung nach Schaltplan. Die Röhrensymbole sind ausgerichtet.


Abb. 7 Röhrenlageplan SABA Schwarzwald W (1951).>

NF-Gegenkopplungsübertrager

(954 U 2) Der Bauweise nach ein Übertrager mit 2 Wicklungskörpern auf einem rechteckigen Mantelkern aus Trafoblech. Das Bauteil ist bekannt für Ausfälle, besonders bei rostigen und aufgeblähten Kernen. Oft sind mangelnde Isolation zwischen NV- und HV-Wicklung und Wicklungsunterbrechungen Ausfallursachen. Bei Isolationsschäden ist immer auch der Widerstand 1,6K auf der NV-Seite überlastet und verbrannt. Der Fehler äußert sich in einer fehlenden Gegenkopplung und leiser, verzerrter Widergabe. Zum Prüfen die Zuleitungen ablöten und Wicklungswiderstände messen: Niedervoltseite: ca 4 Ohm, HV-Seite ca 1 KOhm. Die Isolationsgüte zwischen den beiden Wicklungen mit Glimmlampentest prüfen. Unter den SABA-Geräten sind die Trafos nicht kompatibel, auf die verschiedenen Bestellnummern achten! (z.B. Konstanz W, Freiburg W II, WIII, Bodensee W III: Trafo 654 U 4 mit 1,2 K und 4,6 K).

Drehkondensator

(5138 U 5) Zweifach-Luft-Drehkondensator. Die Bauweise entspricht den Modellen aus 1939, Ausführung in Stahlblech. Entstauben und auf Fremdkörper prüfen, Keramikisolatoren sowie Kontaktfedern säubern (keine Öle). Gegebenenfalls die vorderen Schraubbefestigungen mit Gummipuffern hinterlegen und flexible Masseverbindung zum Chassisblech herstellen.

Wellenschalter

Passender Knopf 920 U 66 mit 12 mm Muffe. Die Wellenschalterachse hat ein Flachprofil. Aus diesem Grund passen Bedienknöpfe anderer SABA-Typen (z.B. Meersburg) nicht. U.u. kann man aber die Achsmuffe des Knopfes anpassen, indem man eine Nut einfeilt und die Muffe mit einem Stück Rohr von 12 mm überfängt.

Lautsprecher

(936 U 6) permanent-dynamischer Ls, 4 Watt, 5 Ohm, 22,5 cm Korbdurchmessser, Magnetfabrik Dortmund, großformatiger Ausgangstransformator 918 U 8 mit Primär-Imp. 7000 Ohm auf dem Chassis angebracht, Zuleitung über seitlichen Stecker. Die Lautsprecherbuchsen führen Kleinspannung.

6. Inbetriebnahme

Trafo in Betrieb nehmen

Mit einer am Stelltrafo eingestellten Klein-Wechselspannung kann man bereits feststellen, ob Anodenwechselspannung und Heizspannungen erzeugt werden. Beim langsamen Vortasten auf 220V~ liegt schließlich vor dem Gleichrichter Leerlaufspannung an. Die Heizspannung ist mit 6,4~ Volt im Leerlauf korrekt (Effektivwertmessungen mit DVM). Mögliche Fehler durch Übergangswiderstände an Rückwandkontakten, Sicherungshalter, Spannungswähler und Netzschalter vorher ausschließen.

NF-Stufe in Betrieb nehmen

Für den nächsten Schritt ist der Gleichrichter mit Ladeelko und Siebkette angeschlossen und die Anodenleitung abgeklemmt. Die Funktion des Gleichrichters und der Siebkette kann man an einer Last von ca 30 KOhm nun separat testen. Um dem noch brauchbaren Pertrix-Elko eine Chance zur Wiedergewöhnung an hohe Spannungen zu geben, kann man ihn vorher getrennt vom Rest formieren. Nachdem das Netzteil seinen Test bestanden hat, nun die Endröhre sowie NF-Röhren EL41 und EBC41 einstecken sowie den Lautsprecher anschliessen. Wellenschalter steht auf TA. Damit läßt sich bereits die korrekte Erzeugung von Anoden-, Schirmgitter und negativer Gittervorspannung und die komplette NF-Stufe testen. Vorher prüfen, ob alle Austauschteile korrekt verschaltet wurden. Besteht die Baugruppe den Brummtest (Finger an der T.A.-Eingangsbuchse) und läßt sich am Gitter der Endröhre keine positive Gleichspannung messen, kann man zum nächsten Schritt übergehen.

Hochfrequenzstufen in Betrieb nehmen

Für den nächsten Schritt ist der komplette Röhrensatz, also zusätzlich die Mischröhre ECH42 und ZF-Verstärker EF41 sowie die EBC41 einzustecken, sowie eine Wurfantenne und eine Erdleitung zu verbinden. Ein erster Test wurde mit dem Originalröhrensatz durchgeführt.
Mit dem Wellenschalter und dem Abstimmknopf das Gerät in den AM-Bereichen durchstimmen und prüfen, ob sich spontan Sender empfangen lassen. Auf Mittelwelle und Kurzwelle konnten abends zahlreiche Sendestellen nur mit Draht im KG empfangen werden, Störnebel durch Netzteile dringt nur stellenweise durch. Auch auf Langwelle waren neben RTL noch einige Sendestellen zu hören.
Schließlich kann man die beiden UKW-Röhren EF42 sowie die EB41 einsetzen und auf UKW umschalten. Ein Dipol muß zuvor angeschlossen werden. Mindestens muß beim Abstimmen ein Rauschen hörbar sein. Ob der UKW-Oszillator grundsätzlich funktioniert, kann man schnell prüfen: auf das untere Bandende einstellen und ein zweites UKW-Radio direkt daneben auf ca 98 MHz einstellen. Funktioniert der Oszillator, sollte man ihm um diese Frequenz hören können. Bei diesem Gerät konnte jedoch sofort UKW empfangen werden. Die nicht mehr ganz helle EM71 reagiert kaum, auch nicht bei stark einfallendem Sender, egal ob FM oder AM. Dies änderte sich nach Austausch des versteckt liegenden Gitterkondensators 5 nF an der Röhre. Ortsender bringen nun Vollausschlag. Es empfiehlt sich also, auch die kleinen Papierkondensatoren, die nicht an hohen Spannungen liegen, unter die Lupe zu nehmen.

Im Vergleich zum Baden-Baden W mit neuen EF80-Röhren ist Empfindlichkeit und Trennschärfe bei schwächeren UKW-Sendern bei diesem Gerät mit älteren EF42 schlechter. Nachdem alle wichtigen Funktionen nun gegeben sind und das Gerät nutzbar ist, wäre im nächsten Schritt ein Feintuning für mehr Empfindlichkeit und Trennschärfe sinnvoll. Zunächst wäre an testweisen Austausch der EF42 gegen neue Röhren zu denken. Auch zwei 5 nF-Papierkondensatoren im UKW-Vorkreis die und die noch verbliebenen Alt-Kondensatoren im Umfeld der AM-Vorkreise sowie der Audiofilter wären noch zu inspizieren. Schließlich wäre noch die Wirksamkeit der MHG-Schaltung zu untersuchen.

Abgleich

In den Spulenkörpern sind 2-3 Kerne enthalten, die der SABA-Tradition entsprechend mit verschiedenen Bestecken von oben einzustellen sind. Dabei ist der obere ein Hohlkern, der es ermöglicht, zum unteren Kern zu gelangen. Beide Kerne brauchen also unterschiedliches Besteck. Besonders die Hohlkerne sind äußerst vorsichtig zu handhaben.

Alle Kerne sind ab Werk mit Wachs fixiert. Je nach Menge läßt sich dieses Wachs mit Wärme (nicht Hitze!) oder sicher mit einigen Tropfen Terpentin einweichen und auflösen. Etwa 15-30 Min. warten und dann beginnen, sanft den Kern hin- und herzubewegen, bis er frei dreht. Auf diese Weise ließen sich alle Kerne gängig machen.

Die Abfolge der Abgleichschritte ist auszugsweise aus den SABA Werksunterlagen entnommen. SABA Schwarzwald W Abgleich

Abb. 8 Abgleichelemente und -schritte (aus SABA Werksunterlagen).



Links

KNOLL, H. M. Der Signalweg beim FM-Empfang in den Superhets der Röhren-Ära der Firma SABA. In: Radiomuseum.org (2015), Abb. 7
RUDOLPH, D. FM ZF-Begrenzer, in: Radiomuseum.org (2019),
SABA SABA-RADIO Heimat-Serie 1951/52, SABA-Werke, 1951
SABA Ersatzteilliste zur Type 920-860c "Schwarzwald W", SABA-Werke, 1951
SABA Besondere Reparaturhinweise, SABA-Werke, 1951
ERB, Ernst: Krönung mit dem Abgleich. In: Radiomuseum.org (Auszug aus: Radios von gestern, gleichn. Autor, 3. Aufl. 1998)
FREUDENBERG, Hermann: Die MHG-Schaltung von SABA. in: Radiomuseum.org (2003) ANTPÖHLER, Olaf: AM Abgleich für Radios leicht gemacht. In: Radiomuseum (2004)

SABA Werbefilm Schwarzwälder Wertarbeit