MESA.Mehrzwecktisch (2019)


Vorbilder

Konsoltisch - Demi Lune

Tischchen mit Wandkontakt und rechteckiger Zarge als platzsparende Ablagemöglichkeit, als Demi lune mit halbkreisförmiger Zarge und 1-3 Beinen als Ablage zwischen zwei Fenstern. Vorteil des geringen Platzbedarfs ist gleichzeitg auch Nachteil eines geringen Angebots an Abstellfläche. Daher typisch als untergeordnetes Beistellmöbel in beengten Raumverhältnissen mit der Möglichkeit, das Platzangebot individuell zu erweitern durch Entfaltung zusätzlicher Flächen.

Spieltisch

Aus dem niederländischen und englischen Möbelbau bekannte Bauform kleiner bis mittelformatiger, platzsparender Tische, die für spezielle Zwecke einen wandlungsfähigen Plattensatz bereithalten und in der Regel durch Umklappen in der Tischgröße verdoppelt bzw. vervielfacht werden können. Das hintere Beinpaar kann dazu zur Abstützung nach hinten gedreht werden, der Konsoltisch wird so zu einem freistehenden Salontisch.

Harlequin-Pemproke-Table

Beim sogenannten harlequin-pembroke Tisch kann die voluminöse Zarge zum Einbau eines versenkbaren Schreibkabinetts genutzt werden. Oft werden Schubläden an Fronten oder Seiten vorgetäuscht. Vgl. Sheraton, 1782 Über die Niederlande auch in Deutschland bekannt und in der Manufaktur Roentgen durch Abraham Roentgen als mechanisches Vielzweckmöbel perfektioniert.

Entwurf

Der quaderförmige Grundkörper des Tisches ist an den Außenkanten so konturiert, daß eine spannungsgeladene, konkav verlaufende Kurve (identisch mit Entwurf PRISMA) entsteht.

Die durchgehenden vorderen Tischbeine sind vierkantig, über 2 Achsen geschweift, verjüngt  und  an den Außenecken zusätzlich abgefast.

An der Rückseite des Möbels bildet sich eine ebene Fläche, weil die hinteren Tischbeine an ihrer Rückseite nicht geschweift sind. Dadurch kann das Möbel nahe an eine Wand gerückt werden. Die übrigen Zargenflächen sind nach dem Kurvenverlauf der geschweiften Beine modelliert, so daß sich eine leichte Neigung ergibt.  Seitlich sind zwei Schubladen angeordnet und geschlossen als solche kaum sichtbar, da die Marketeriekanten auf das Format der Schubladenfrontfläche abgestimmt sind.

Die obere Platte kann umgeklappt und die hinteren Beine nach hinten geschwenkt werden, um die Platte abzustützen. Die untere Tischplatte ist eingesenkt und bildet mit der Zargenoberkante eine ebene Fläche. Mit einem Schlüssel werden die seitlichen Schubläden zum Aufspringen gebracht. Steckt man den Schlüssel anders herum hinein und dreht, springt die eingesenkte untere Tischplatte ein Stück auf und kann hochgeklappt werden. Es zeigen sich dann mehrere tiefe Fächer zur Aufbewahrung auch längerer (bis ca 50 cm) Gegenstände.

Entwurfskizze

 

Konstruktion

Der Rohbau dieses Tischchens ist in Kiefer und Eiche mit durchgehenden Beinen und einer Oberzarge ausgeführt. Die Versteifung wird erreicht durch einen fest eingebauten Zwischenboden, den Seitenflächen und einer massiven Rückwand.

Die leicht konkaven Zargenflächen sind einheitlich auf einer Schablone aufgebaut. Die Vorderzarge ist einteilig, die Seiten bestehen aus Zarge und Schubladen-Vorderstück und wurden erst nach dem Aufbau auf der Schablone  voneinander getrennt. Zarge und Tischbein gehen fugenlos ineinander über.

Die hinteren Tischbeine sind nicht an den Zargenecken sondern durch einen schwenkbaren Schenkel mit Gelenk an der Hinterzarge verbunden (vgl. Risszeichnung). Diese Scharniere wurde nach traditioneller Bauweise  in massivem Eichenholz angefertigt und geben dem Tisch auch in ausgeklapptem Zustand Stabilität. In geschlossenem Zustand ergibt sich eine glatte Rückseite. Äußerlich ist die Beweglichkeit des hinteren Beinpaars kaum erkennbar, denn die Seiten der hinteren Tischbeine sind durchgehend mit nur sehr schmalen Trennfugen furniert.

 

Vergrößerung der Abstellfläche

Die Tischfläche kann nach hinten umgeklappt und damit verdoppelt werden. 

 

Marketerie

Im Gesamteindruck soll die Furnierung die Bandbreite hellerer bis mittelbrauner Holztöne. Die Tischbeine werden in einem Zug durchgehend furniert. Die restlichen Außenflächen erhalten eine Marketerie mit Parkettierung. Es ist naheliegend, für die Gestaltung der Flächen rechteckige Grundelemente zu verwenden. Ziel ist, eine vollständige Flächenparkettierung durch Musterwiederholung, Drehung und Spiegelung zu erreichen. Die Plattenoberseite dominiert ein 3-D-Muster aus konzentrischen Halbkreisen und Fluchtlinien über einem Rautenparkett. Aufgeklappt ergibt die Rückseite der oberen Platte zusammen mit der unteren Platte ein gemeinsames Marketeriebild. Die Rückseite des Möbels ist schlicht und zeigt massives, unbehandeltes Eichenholz.

Alle Flächen der Inneneinrichtung sind mit einem streifigen Kirschholz furniert.

 

Holzarten

Bei der Auswahl der Holzarten für dieses moderne Möbel kam das nur selten im Möbelbau genutzte Apfelholz als Furnier zum Zug, das für die Flächen ein cremefarbenes Splintholz und ein flammig gestreiftes Kernholz in mittelbraunen Farbtönen liefert.

Apfelholz trocknet langsam und unter starkem Schwund. Frisches Schnittholz mit Kernholzanteilen, Drehwuchs und Ästen kann sich beim Trocknen heftig werfen und verwinden und muß deshalb trocken nochmals gerade geschnitten werden, was zu viel Verschnitt führt. Aus diesen Gründen ist es im Möbelbau wenig beliebt. Das Holz ist schwer (Rohdichte 0,75g/cm³), hart und zäh. Einmal endtrocken, läßt es sich gut und präzise bearbeiten. Dünnes Fladerfurnier schneidet man besser im feuchten Zustand auf der Bandsäge und trocknet die Blätter gepreßt mit Zwischenlagen. Stehende Ringe lassen sich auch gut trocken schneiden. Leider läßt sich das Holz nur schwer mit Handhobel bearbeiten, weil es die Wuchsrichtung ändert, Ziehklinge und Schliff sind aber gut anwendbar, gut polierbare Oberfläche. Hellbraunes Apfelholz dunkelt unter Lichteinfluss nach.

Verklebung von Marketerie

 

Bei Verklebungen von Apfelholz sollte Dispersionsleim ("Holzleim") vermieden werden, da besonders das helle Apfelholz gelblich durchfärbt werden kann. Mit Knochenleim hat man dieses Problem nicht. Er ist bei der Verklebung von Marketerie seit Jahrhunderten in Gebrauch gewesen, fristet aber heute nur noch ein Nischendasein (Musikinstrumentenbau). Die Abbildungen in alten Enzyklopädien zeigen, wie es gemacht wird: einzelne Marketerieteile werden mit Leim bestrichen und mit einem Furnierhammer auf die Fläche gedrückt - fertig! Ganz so einfach ist es doch nicht;-) Wichtig ist, die Viskosität des Leims so einzustellen, daß die "offene Zeit" nur kurz ist: Dem Granulat wird dazu nur so wenig Wasser zugesetzt, daß es sich im Wasserbad auflösen kann. Gut für die Verdünnung eignet sich ein eigens angesetzter Leim im Ansatz von 1:1, mit dem man auch stark saugende Grundplatten vorleimen kann. Ein schneller Leim hat eine honigartige Farbe und fließt zähflüssig, ist aber noch gut mit dem Pinsel streichbar. Marketerieteile und Fläche sollten vor dem Verkleben abgezahnt werden (Gut geeignet ist die feine Furniersäge oder eine andere gezahnte Stahlplatte). Furnierstücke mit einer Dicke von 2 mm werfen sich nach dem Bestreichen schnell nach oben. Man kann das verhindern, indem man die Oberseite mit einem feuchten Schwamm kurz überstreicht. Vollflächig wird die Verklebung durch Nachpressen von ca. 15 min mit einer Korkzwischenlage. Auf der Hobelbank kann man dazu ein Winkeleisen verwenden, wie es bereits von ROUBO beschrieben wird. Zum Fixieren größerer Flächen gegen Verrutschen beim Pressen können dünne Furniernadeln verwendet werden. Wichtig: Die Leimschnüre nicht aushärten lassen, sondern Ränder im feuchten Zustand glattziehen (z.b. Kerbschnitzmesser). Leim, der aus den Marketieriefugen austritt, verfärbt das Holz nicht. Die alten Ebenisten begannen eine Marketerieplatte vom Rahmen ausgehend zu furnieren. Leim, der wasserfest sein soll, muß mit Kasein modifiziert werden. Hitze und Alkohol führen zur Auflösung der Verklebung.

Rißzeichnungen

3-D Riss

3-D Rückansicht Bein hinten-links ausgeklappt / Schublade ausgezogen

3-D Riss

3-D Vorderansicht Bein hinten-links ausgeklappt

Beschläge

Schloss

Kombischloss zum getrennten Öffnen von 2 Schubläden und einer Deckelplatte in zwei Schlüsselstellungen.

Schubladen

Die Zuhaltung ist pro Schublade auf einer Welle angebracht, die von der Schlüsselbewegung angetrieben wird. Die Schublade wird nach der Freigabe durch Federn an der Rückseite nach vorn getrieben.

Der obere Deckel steht über das Schloßgehäuse unter Federspannung und verfügt an der Vorderseite über eine Sperre. Der Schlüssel drückt den Sperrhebel weg und die Platte schnellt nach oben, sodass sie angehoben werden kann.

Gesamtmaße

Höhe 75cm - Breite 62,5 cm, Tiefe: 31,7 (ausgeklappt: 62,5)

Literatur

  • SHERATON, Thomas: Cabinet-Maker and Upholsterer's Drawing Book in four parts. New York 1970 (Reprint der Erstauflage 1802)
  • ROUBO, André-Jaques: L'art du Menusier. Facsimile de la 1er édition 1769-75. Laget Paris 1976 (Reprint der Erstauflage 1769ff, 3 Bde.)
  • Mehrzwecktisch Bild: Kunst und Krempel, Bayerischer Rundfunk 2010